Lektion 3: Gefährdungen
Wie wir es in der Einleitung bereits kurz angesprochen haben, ist eine Gefährdung das Zusammentreffen von einer Quelle und einer Person. Der Eintritt eines Schadens wird erst dann möglich. Das bedeutet aber nicht, dass auch tatsächlich ein Schadensfall eintritt. Es geht natürlich maßgeblich darum, die möglichen Gefährdungen zu ermitteln, d. h. jene Gefahren zu erkennen, die potenziell zu einer Schädigung führen können.
Wissenswert
Die Gefährdungsfaktoren wurden von der GDA (Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie) als Leitfaden entwickelt. Sie sind eine praktische und auch praxisorientierte Hilfe bei der Erstellung einer Beurteilung. Durch diese werden außerdem alle Gefährdungsbeurteilung vereinheitlicht und tragen zu einem hohen Maß an Qualität bei.
Bei der Gefährdungsermittlung geht es jedoch noch nicht um Wahrscheinlichkeiten oder die Schwere des Schadens. Hier geht es erstmal allein darum, alle Gefährdungen zu sammeln und zu kategorisieren. Diese sind dann die Grundlage für das weitere Vorgehen, bis hin zur Entwicklung der präventiven Maßnahmen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, diesen Teil sehr gewissenhaft und nach bestem Wissen und Gewissen durchzuführen.
Vorsicht vor der Routinefalle!
Damit du auch an alles denkst und nichts übersiehst – das kann nämlich gerade durch Routine oder Betriebsblindheit schnell passieren –, solltest du die Gefährdungsfaktoren alle durchgehen und immer kurz prüfen (auch wenn es im ersten Moment abwegig erscheint), ob dieser Faktor vorliegt und in welcher Form. Die einzelnen Gefährdungskategorien, bilden also eine Stütze für dich, nichts zu übersehen.
In jedem Arbeitsablauf treten meistens mehrere und auch teilweise sehr unterschiedliche Gefährdungsfaktoren auf. Wir haben hier nochmal alle 11 Faktoren für dich aufgelistet. Wenn du mehr zu den Faktoren erfahren und Beispiele sehen möchtest, kannst du die jeweilige Kategorie einfach ausklappen:
1. Mechanische Gefährdungen
Bewegte Teile, Ecken, Kanten, Stolperstellen oder Absturzgefahren.
Gefahrenquellen können bauliche Einrichtungen oder Arbeitsmittel sein.
2. Elektrische Gefährdungen
Hier handelt es sich um Gefährdungen unter dem Aspekt elektrischer Spannungen.
Das sind zum Beispiel elektrische Schläge oder Lichtbögen.
3. Gefahrstoffe
Typische Gefahrenquellen sind zum Beispiel Einatmen, Hautkontakt oder mangelnde Hygiene im Umgang mit Gefahrstoffen.
Achtung: Die Gefährdungen werden hier im Ganzen betrachtet. Eine detaillierte Gefährdungsbeurteilung muss dann noch zusätzlich für jeden Gefahrstoff erstellt werden.
4. Biologische Arbeitsstoffe
Infektionsgefahr oder weitere Wirkungen, die von Mikroorganismen ausgehen.
Auch hier ist eine zusätzliche Gefährdungsbeurteilung nach BioStoffV erforderlich.
5. Brand- und Explosionsgefährdung
Es gibt verschiedenen mögliche Gefahrenquellen wie zum Beispiel brennbare Stoffe, explosionsfähige Atmosphäre oder Explosivstoffe.
6. Thermische Gefährdungen
Gefahren durch zum Beispiel heiße oder kalte Oberflächen oder Umgebungsbedingungen.
7. Gefährdungen durch physikalische Einwirkungen
Spezielle physikalische Einwirkungen können Lärm, Vibrationen, Schall oder Strahlung sein.
8. Gefährdungen durch Arbeitsumgebungen
Dieser Faktor ist sehr umfangreich und auch vielseitig. Er betrifft z. B. Klima, Beleuchtung, aber auch Bewegungsflächen, Verkehrswege und einiges mehr.
9. Physische Belastung, Arbeitsschwere
Heben, Tragen, Halten, Schieben, Ziehen, aber auch Körperhaltungen und Bewegungsabläufe können in dieser Kategorie zur Belastung werden.
10. Psychische Faktoren
Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation oder soziale Bedingungen bilden psychische Gefährdungsfaktoren.
Hier fordert der Gesetzgeber auch eine zusätzliche umfassende Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Darauf zielt übrigens auch das nächste Modell ab, das wir in Modul 3 besprechen. Wichtig ist es trotzdem, diesen Punkt in der „generellen“ Beurteilung zu betrachten und ihn nicht aus diesem Grund außen vor zu lassen.
11. Sonstige Gefährdungen
In dem Faktor werden beispielsweise Gefährdungen untersucht, die von den Gefährdungsfaktoren Menschen, Tiere oder Pflanzen ausgehen.
Im Rahmen des aktuellen Umbruchs der Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit stehen auch die Gefährdungsfaktoren auf dem Prüfstand. Speziell die 11 Kategorien verändern sich gerade. Eine maßgebliche Veränderung ist der Blick auf die grundlegenden organisatorischen Faktoren, an erster Stelle. Also geht der Blick zu Anfang eher auf das große Ganze. Das macht aktuell aber leider noch jede BG etwas anders. Daher ist es uns wichtig, dass du zuerst die “old school” Einteilung kennenlernst. Wichtig ist auch hier, dass du für dich die passende Systematik findest. Schau dazu gerne auch mal bei deiner BG online rein.
Aufgabe 2.3
Versetze dich in die Lage des Verantwortlichen in unserem Musterbeispiel. Welche Gefährdungen fallen dir auf?
Wirf dazu nochmal einen Blick auf den Steckbrief der Muster-Person und ihren Arbeitsplatz in Modul 1, Lektion 2. Den Steckbrief kannst du dir der Einfachheit halber auch hier herunterladen. Starte mit einem Brainstorming zu den einzelnen Gefahrenkategorien. Dafür kannst du das Arbeitsblatt im Übungsbuch nutzen. Aber warum ein Brainstorming? Die Idee dahinter ist erstmal alle (und wirklich alle) Ideen auszuschreiben, egal wie gut, schlecht oder sinnvoll sie sind. Erst im zweiten Schritt sortierst du dann aus.
Zur Sortierung nimmst du das nächste Arbeitsblatt zur Hand. Es ist mit „Aufgabe“ gekennzeichnet. Nimm dir ein paar Klebezettel und schreibe darauf alle Gefährdungsfaktoren auf, die dir einfallen und wichtig erscheinen. Diese klebst du dann auf die Mustervorlage „Aufgabe”.
TIPP: Hintergrund der Klebezettel ist, dass du später die Klebezettel weiter bearbeiten und verschieben kannst. Alternativ kannst auch normal auf das Arbeitsblatt schreiben und bei Fortführung der Aufgabe druckst du dir den Zettel nochmal neu aus. Verwende für das Aufschreiben direkt auf den Zettel einen roten Stift, der steht für negative Einflüsse, was Gefährdungen nun mal sind.