Lektion 3: Wissenschaftlicher Hintergrund
„Das Modell basiert auf dem Entwurf des Salutogenese-Modells (Antonovsky 1979) und ist ein Gegenentwurf zu der Pathogenese. Die Pathogense geht der Frage nach, wodurch eine Krankheit entsteht und wie sie verläuft. Die Salutogenese hingegen untersucht die Prozesse, welche die Gesundheit fördern und erhalten.”
Die Grundlage dafür ist „die grundsätzliche Annahme von Heterostase, Unordnung und ständigem Druck in Richtung aufzunehmende Entropie als dem prototypischen Charakteristikum des lebenden Organismus“ (Antonovsky, 1997). Also ist die Tendenz zur Krankheit hin keine ungewöhnliche. Antonovsky geht von einem zweipoligen „Gesundheits-Krankheits-Kontinuum“ aus, welches durch „generalisierte Widerstandsressourcen (GRRs)“ hin in Richtung Gesundheit und durch „Ressourcendefizite“ zur Krankheit verschoben wird.
Wichtig
Ressourcendefizite sind nicht gleich Stressfaktoren. Denn sie müssen nicht unbedingt negativ sein (siehe Modul 3 Belastungs-Beanspruchungs-Modell), sondern können auch eine positive, etwa aktivierende Wirkung haben, also z. B. als Herausforderung gesehen und gemeistert werden. Das kann die Gesundheit fördern. Der Begriff „Stress“ hat in dem Modell jedoch keine positive Komponente. Die Forscher sehen ihn ausschließlich als Faktor, der eine schädigende Wirkung auf den Organismus hat.
Antonovsky entwickelte die Idee des Kohärenzgefühls (kurz SOC – steht für Sense of Coherence und bedeutet Stimmigkeitsgefühl), bei dem ein hoher Grad an Gesundheit mit einem hohen SOC korreliert. Er untersuchte den Einfluss von „Verstehbarkeit“, „Handhabbarkeit“ und „Bedeutsamkeit“ für den SOC. Entscheidend für einen hohen SOC ist vor allem die „Bedeutsamkeit“ einer Aufgabe.
Das Konzept hat aber auch seine Schwächen, denn es geht im Grunde darum, den SOC und die Ausgangsposition einer Person sehr genau zu verdeutlichen. Aber es bleibt die Antwort darauf schuldig, wie das SOC in der Praxis entwickelt werden kann.
Angelehnt an die Forschung von Antonovsky, entwickelten Becker, Schulz und Schlotz (2004) das Konstrukt eines systemischen Anforderungs-Ressourcen-Modells (SAR-Modell). Sie gehen darin auch von einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum aus. Die Position ist dabei das „Resultat von Anpassungs- und Regulationsprozessen zwischen einem Individuum und seiner Umwelt“.
Es gibt verschiedene Komponenten, die auf diese Position wirken:
Die Grundannahme ist, dass „der Gesundheitszustand eines Individuums“ davon abhängt, „wie gut es diesem gelingt, externe und interne Anforderungen mit Hilfe externer und interner Ressourcen zu bewältigen.“ Die Folgen aus bewältigten oder unbewältigten Anforderungen sind Emotionen, die dann auch biologische Auswirkungen haben können.
Fazit
Also spiegelt sich das Gesundheitsniveau in dem komplexen Zusammenspiel von internen und externen Anforderungen und Ressourcen wider. Eine gute „habituelle Gesundheit“ liegt vor, wenn man die vorhandenen Ressourcen gut nutzt, um die vorhandenen Anforderungen zu bewältigen.