Lektion 7: Die Analyse in der Praxis
Die Analyse, also das Aufdecken von Gefährdungen, ist ein zentraler Baustein der Gefährdungsbeurteilung. Damit du nichts übersiehst, ist es wichtig, dabei immer strukturiert vorzugehen. Aber wie?
Am besten geht das immer vom großen zum kleinen. Wir stellen dir hier einen möglichen Ablauf vor bzw. spielen ihn dann auch direkt anhand unseres Beispiels durch: ist wichtig immer strukturiert vorzugehen. Aber wie? Am besten geht das immer von groß nach klein. Wir stellen dir hier Mal einen möglichen Ablauf vor:
1. Begehung des Arbeitssystems:
Das bedeutet, wenn du die Möglichkeit hast, schau dir die Situation genau an. Es ergibt Sinn, die Situation in zwei Zuständen zu betrachten: im Betrieb und auch (wenn es geht) bei zum Beispiel stehenden Maschinen. Beides bringt jeweils Vorteile mit sich. Neben dem reinen visuellen Analysieren darfst du nicht die Sichtweise der Mitarbeiter vergessen. Das sind die Jungs und Mädels an der Front, die jeden Tag ein Teil des Arbeitsablaufs sind. Dazu eignen sich vor allem Gespräche oder auch systematische Befragungen. Dieser Prozess dient dazu, sich einen Überblick zu verschaffen, nicht mehr und nicht weniger. Danach geht es in die Tiefe.
Aufgabe 2.7.1
Denke nochmal an das Muster-Beispiel und schau dir nochmal die Screenshots des Arbeitsplatzes an. Danach füllst du das Begehungsprotokoll im Übungsbuch aus.
Wichtig ist, dass es bei dieser und auch allen anderen Übungen nicht um Vollständigkeit geht. Wir möchten, dass du einmal die Perspektive wechselst und dich mit den Themen, Methoden und Inhalten, die wir dir hier vermitteln auseinandersetzt und sie anwendest. Schau dir die Bilder an und stell die vor, wie es wohl bei Marina zugeht. Nimm auch gerne deine persönliche Erfahrung aus Krankenhaus-Besuchen zur Hilfe.
PS: Die Bilder sind nicht zum Suchen von Fehlern da, sondern um dir das Hineinversetzen in Marinas Arbeitsplatz zu erleichtern.
2. Analyse des Arbeitsablaufs:
An dieser Stelle ist es wichtig sich den Arbeitsablauf mit allen beteiligten Elementen anzuschauen, um mögliche Gefährdungen zu ermitteln. Das heißt einen genaueren Blick auf das Zusammenwirken der verschiedenen Elemente zu werfen. Dabei ist vor allem der Prozess entscheidend.
Aufgabe 2.7.2
Analysiere den Arbeitsablauf aus dem Beispiel. Welche Aufgaben tätigt unsere Protagonistin regelmäßig? Trage diese in die Vorlage im Übungsbuch ein.
3. Vertiefende Ermittlung der Gefährdungsfaktoren:
Jetzt kommen auch die Faktoren ins Spiel. Das bedeutet, diese nochmal durchzugehen und sie dann mit allen Ergebnissen der ersten zwei Schritte abzugleichen bzw. zu ergänzen. Durch die vorherige immer tiefer gehende Analyse hast du schon einen guten Gesamtüberblick oder das gesamte System. Und genau das ist entscheidend für die detaillierte Faktorenermittlung.
Aufgabe 2.7.3
Welche Gefährdungen gehen von dem Arbeitsablauf aus? Nun schaust du dir nochmal die Faktoren an, die du als Klebezettel auf dem Arbeitsblatt “T” aufgeklebt hast. Hast du etwas übersehen? Ergänze die Faktoren, die du eventuell noch zusätzlich als wichtig erachtest. Am Ende kannst du alle Gefährdungsfaktoren mit einem roten Stift auf das Arbeitsblatt aufschreiben.
ACHTUNG: Achte darauf, den Zettel nicht vollzuschreiben, da wir ihn im späteren Verlauf nochmal brauchen werden und noch einiges dazukommt.
4. Risikobewertung:
Für die Bergwertung des Risikos in der Ausgangssituation wird eine Risikomatrix zu Hilfe genommen. Die Qualität des Risikos (R) ist dabei das Produkt aus der Wahrscheinlichkeit (W), dass ein Schaden eintritt, und der möglichen Schadensschwere (G) bezeichnet. Da gibt es viele mögliche Varianten der Matrix, die ihr natürlich frei wählen könnt. Ich stelle dir hier mal die Version vor, mit der ich beim Beurteilen von Stunts in der Regel arbeiten. Ich finde jedenfalls, die ist sehr einfach zu nutzen.
Was du hier siehst, ist die Risikomatrix nach Nohl. Auch wenn sie in der Praxis wahrscheinlich die bekannteste Methode ist, spielt sie in der neuen Sifa Ausbildung keine echte Rolle mehr, denn dort ist derzeit einiges im Wandel. Aber es ist ja wie so häufig, viele Wege führen ans Ziel. Hier solltest DU auch deinen Weg finden. Wir werden dir die anderen Möglichkeiten ebenfalls vorstellen, sobald mehr zu den neuen Ausbildungsinhalten bekannt ist.
Eintrittswahrscheinlichkeit
(Klicke auf die einzelnen Wahrscheinlichkeiten, um euch mehr Informationen anzeigen zu lassen.)
sehr wahrscheinlich
Es ist mit einem Schadenseintritt zu rechnen.
wahrscheinlich
Ein Eintritt eines Schadens ist wahrscheinlicher als sein Ausbleiben.
unwahrscheinlich
Ein Ausbleiben eines Schadens ist wahrscheinlicher als sein Eintritt.
sehr unwahrscheinlich
Ein Ausbleiben ist deutlich wahrscheinlicher als sein Eintritt.
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen
Mit keinem Schaden zu rechnen.
Gefährlichkeit / Schadenschwere
(Klicke auf die einzelnen Wahrscheinlichkeiten, um euch mehr Informationen anzeigen zu lassen.)
katastrophale / tödliche Verletzungen
Tod, lebensgefährliche Verletzungen (z. B. Rückenmarksverletzungen, Amputation von Gliedmaßen)
schwere Verletzungen
Verletzungen, die stationär versorgt werden müssen (z. B. komplizierte Knochenbrüche, stumpfe Bauchverletzung) Verletzungen, die irreversibel sind bzw. nicht ausheilen (z.B. Gelenkversteifung, Gehörschaden)
mittelschwere Verletzungen
Verletzungen, die ambulant versorgt werden müssen (z. B. Schnittverletzung, die genäht werden muss, Verstauchung)
leichte Verletzungen
Bagatell-Verletzungen, die nicht ärztlich versorgt werden müssen
keine erheblichen Verletzungen
keine oder nur minimale Verletzungen
Bei der Matrix stehen auch Zahlen an den verschiedenen Faktoren, wodurch eine bessere Abschätzung bzw. Vergleich hergestellt werden kann. Am Ende kann das Risiko in 3 Kategorien eingeteilt werden.
roter Bereich = hohes Risiko
gelber Bereich = mittleres Risiko
grüner Bereich = niedriges Risiko

Diese Einschätzung hilft dir später deine Maßnahmen zu priorisieren.
Vorsicht!
Jede umgesetzte Maßnahme der Hierarchie kann auch zu neuen Gefährdungen führen. Diese fallen zwar auch teilweise in den anderen Analyse-Schritten schon mit auf, aber ein genauer Blick darauf ist darüber hinaus von Vorteil.
Aufgabe 2.7.4
Führe jetzt eine Bewertung der Gefährdungen durch. Eine Vorlage für die Risikoanalyse findest du ebenfalls im Übungsbuch.
Neben den Musterlösungen im ausgefüllten Übungsbuch, haben wir hier auch eine ausführliche Excel-Tabelle vorbereitet und einige Gefährdungen aus dem Beispiel bewertet. Dazu kannst du natürlich auch noch weitere Gefährdungen bewerten.